Das Krankheitsbild aus Sicht der Chinesischen Medizin (TCM)

Schmerzerkrankungen

Therapieverlauf

Medikamtentöse Vorbehandlung

Die meisten Patienten, die hierzulande eine TCM-Klinik aufsuchen, sind schmerztherapeutisch vorbehandelt. Häufig sind sie auf die Dauereinnahme von Schmerzmedikamenten "eingestellt". Nun gibt es zweifellos Situationen, in denen starke Schmerzmittel unentbehrlich sind; beispielsweise nach Unfällen oder in bestimmten Phasen von Tumorerkrankungen. Aber die Patienten, die mit Diagnosen wie Bandscheibenvorfall, Zoster-Neuralgie, Migräne usw. mit TCM-Methoden sich behandeln lassen, profitieren langfristig keineswegs von ihren Schmerzmitteln. Eher im Gegenteil. Neben Schäden an Körper und Seele, die unter der Langzeiteinnahme von Schmerzmitteln auftreten können, ist zu bedenken, dass diese Medikamente die Therapien erheblich behindern können: Antientzündlich wirkende Schmerz- und Rheumamittel bremsen therapeutisch induzierte entzündliche Reinigungskrisen; Opiate beeinträchtigen die für die Arbeit des TCM-Arztes essentielle Ausscheidungsfunktion des Darmes.
Ernsthafte Schmerztherapie kann deshalb nicht darauf verzichten, die Dauermedikation des Patienten zu hinterfragen, und zwar zu Beginn einer Behandlung. Dann sollte für jedes Mittel gemeinsam mit dem Patienten entschieden werden: beibehalten, sofort absetzen, reduzieren oder ausschleichen. Dieser Teil der Arbeit verlangt viel Fingerspitzengefühl und Erfahrung; er wird durch stationäre Behandlungsbedingungen sehr erleichtert. Hier lassen sich auch die zu erwartenden Entzugs-Reaktionen leichter abfangen.
Auch für die chinesische Therapie gilt: Je entschiedener es dem Patienten gelingt, unter der Behandlung von seinen Schmerzmitteln wegzukommen, um so höher sind die Chancen auf eine stabile Besserung seiner Schmerzerkrankung.

Nach der Therapie

Ein Rest wird in vielen Fällen bleiben - Erinnerung an vergangene Leiden. Ein Leben ganz ohne Schmerz ist nicht möglich und wohl auch gar nicht erstrebenswert. Vielleicht hat Ivan Illich recht, wenn er sagt, dass Schmerz die konkreteste Form ist, in der wir das Übel in der Welt wahrnehmen können. Totale Schmerzbeseitigung ginge dann einher mit einem totalen Wirklichkeitsverlust. In aller Regel gelingt es leicht, sich mit dem Patienten darauf zu verständigen, dass nicht absolute Schmerzfreiheit das Ziel der Therapie ist, sondern die Rückkehr ins Leben. Wiedereröffnung von Lebensräumen, die der Schmerz verschlossen hat.
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